Die Poren der deutschen Demokratie
Seit nun mehr als 30 Jahren ist die Bundesrepublik Deutschland wiedervereint. Ost- und Westdeutschland leben seither in einer bundesstaatlich und parlamentarisch organisierten Demokratie. Wir lernen schon früh, was diese Staatsform bedeutet. Auch wenn uns das nicht bewusst ist: In der Schule pauken wir im Gemeinschaftskundeunterricht das deutsche Wahlsystem, im Freundeskreis lernen wir, dass Kompromisse Streit verhindern, und zu Hause hilft die liebevolle Kommunikation, damit die Legosteine der Schwester kein Tabu sind. Diese Werte passieren. Ganz automatisch. Das liegt nicht unbedingt am Vater, der wahnsinnig Politik interessiert ist. Es liegt auch nicht an Erzieher:innen, die jeden Streit im Sandkasten in einer wertvollen Diskussion enden lassen. Unser komplettes System ist danach ausgerichtet. Bereits in Schulen finden Wahlen zur:zum Schülersprecher:in statt, im Kindergarten wählen die Kleinsten per Handzeichen, ob sie lieber Apfelmus oder Erdbeeren essen wollen. Diese Prozesse sind für einen Großteil der deutschen Bevölkerung mehr als normal. Sie gehören eben einfach dazu. Im Grunde bilden sie gemeinsam mit der Basis, dem Grundgesetz, den kleinsten und gleichzeitig unbewusst prägendsten Teil unserer Gesellschaft. Diese Szenarien sind in jeder Pore Deutschlands vertreten. Manchmal sind sie vielleicht auch nervige Pickel, eben dann, wenn die Schwester keine Lust hat, ihr Lego zu teilen. Aber in den meisten Fällen gehen die auch wieder weg.
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