Check deine Privilegien…

... mit diesen 25 Fragen!

Antirassistische Arbeit und wissenschaftliche Aufklärung zum Thema “Privilegien” existieren schon lange. Für den Mainstream waren sie nicht sichtbar, doch nun steigt die Aufmerksamkeit. Debatten um rassistische Begriffe oder systematische Diskriminierung werden nicht mehr wortlos hingenommen.

Immer öfter wird die Frage gestellt, wer überhaupt berechtigt ist, über Rassismus zu sprechen. Es gibt viele wichtige Autor:innen, die sich dem Thema zum einen wissenschaftlich, zum anderen aus einer betroffenen Perspektive widmen. Ihre Arbeit ist unverzichtbar, um die gesellschaftliche Entwicklung voranzutreiben und Strukturen zu durchbrechen. Warum aber sollen wir unsere Privilegien checken und uns damit auseinandersetzen, wenn wir uns selbst nicht als rassistisch wahrnehmen? Ganz einfach: Strukturen sind tief in uns verankert und historisch geprägt. Koloniale Denkmuster sind, auch wenn wir das nicht bewusst merken, allgegenwärtig. Genau diese Strukturen ebnen den Weg für Diskriminierung, Ausgrenzung und führen im schlimmsten Fall zu rassistischer Gewalt. Wir müssen lernen zuzuhören und uns ständig selbstkritisch hinterfragen. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, ob und wie weit wir eine privilegierte Position inne haben. Die Verteilung von Teilhabe, Rechten und auch der Weg zu antirassistischer Sprache kann nur gelingen, wenn wir alle mitmachen und uns den Erfahrungen von Betroffenen öffnen. Auch wir durften schon viel dazu lernen und möchten jede:n dazu ermutigen, sich der Auseinandersetzung zu stellen und sich dementsprechend zu reflektieren.

 

Check die 25 folgenden Fragen und sieh, wo du stehst:

1. Wurde dir schon einmal von Fremden in die Haare gefasst, um zu sehen, wie sie sich anfühlen?

2. Wurde von dir schon einmal verlangt, dich von einem Ereignis zu distanzieren, mit dem du absolut nichts zu tun hattest?

3. Hattest du schon einmal das Gefühl, aufgrund deines Namens eine Wohnung nicht bekommen zu haben?

4. Hattest du schon einmal das Gefühl, aufgrund deiner vermeintlichen Herkunft eine Arbeitsstelle nicht bekommen zu haben?

5. Wurdest du schon einmal auf Englisch angesprochen, weil man dachte, du kannst kein Deutsch?

6. Wurde dir schon einmal gesagt, dass du aber gut Deutsch sprichst?

7. Wurdest du schon einmal gefragt, ob du dich von deiner Kultur unterdrückt fühlst?

8. Wurdest du schon einmal gefragt, ob dein Vater oder Bruder dich zwingt, dich so zu kleiden wie du es tust?

9. Wurde dir schon einmal gesagt, du könntest ja “zurückgehen”, weil du dich kritisch zu politischen oder gesellschaftlichen Themen geäußert hast?

10. Musstest du dich schon einmal zwischen deinem Beruf oder deiner Religionsausübung entscheiden?

11. Musstest du dir schon einmal Gedanken darüber machen, ob ein Ort oder eine Veranstaltung für dich barrierefrei erreichbar ist?

12. Wurde dir aufgrund deiner vermeintlichen Herkunft schon einmal gesagt, dass du heute leider nicht in den Club kommst?

13. Wurde dir schon einmal gesagt, du hättest bestimmt dieses oder jenes Talent, weil das bei “euch” ja so ist?

14. Wurdest du schon einmal gefragt, wo du eigentlich/ursprünglich her kommst?

15. Wurdest du schon einmal gefragt, ob du die Politik von irgendeinem Land, zu dem du vermeintlich gehörst, okay findest?

16. Wurde dir schon einmal das Recht untersagt, in Deutschland zu wählen?

17. Hattest du schon einmal das Gefühl, als Dolmetscher:in zwischen der deutschen und einer anderen Kultur fungieren zu müssen?

18. Hattest du schon einmal Angst, deine Partnerschaft öffentlich sichtbar zu zeigen?

19. Musstest du dich schon einmal für deine geschlechtliche Identität rechtfertigen?

20. Wurdest du schon einmal beim Vorbeigehen, ohne ersichtlichen Grund, einer polizeilichen Personenkontrolle unterzogen?

21. Musstest du dich schon einmal an deinem Arbeitsplatz, an der Uni oder Schule zu politischen Themen äußern, weil du da ja bestimmt eine Meinung dazu hast?

22. Hattest du schon einmal das Gefühl als Stellvertreter:in einer bestimmten Menschengruppe wahrgenommen zu werden?

23. Musstest du schon einmal erklären, warum bestimmte Bezeichnungen von Menschen für dich nicht akzeptabel sind?

24. Wurde schon einmal in Frage gestellt, ob du in deiner beruflichen Ausübung neutral genug sein kannst?

25. Wurde dein Verhalten schon einmal auf deine vermeintliche Kultur reduziert, und du deswegen nicht ernst genommen?

Bei den meisten Tests in Magazinen sind wir es gewohnt, dass für die Auswertung Kategorien vorgegeben sind. Wir verzichten hier bewusst darauf. Die Themen Rassismus und Diskriminierung sind sehr persönlich und oft mit schmerzhaften Erfahrungen verbunden. Daraus Kategorien zu bilden und zu bewerten, wer hier mehr oder weniger betroffen ist, möchte wir uns nicht anmaßen und halten es für unangebracht. 

Dieser Test ist lediglich ein erster Einstieg. Er dient als kleiner Indikator, um zu reflektieren, wo deine persönlichen Privilegien existieren oder eben nicht. Vielleicht hast du einige dieser Fragen schon öfter gestellt bekommen und bist auf der Seite derer, die “Anders” gemacht werden. Vielleicht hast du dich aber eben auch dabei ertappt, dass du diese Fragen stellst und dir gar nicht klar war, dass sie verletzen können. Wir möchteb hier ein erstes Feingefühl für die Themen Rassismus und Diskriminierung wecken. Weiße Privilegien, Vorurteile und rassistische Klischees existieren auch heute in unserer Demokratie. Sie spiegeln sich sowohl in bewussten, als auch in unbewussten Handlungen und Äußerungen wieder. All die Fragen aus unserem Test sind alltagsrassistische Äußerungen oder Handlungen und werden von Personen der Mehrheitsgesellschaft meist nicht als solche wahrgenommen. Die Perspektive der Mehrheitsgesellschaft ist eben sehr privilegiert! Die Wahrheit einiger ist aber nicht die Wahrheit aller. Daher möchten wir sensibilisieren und dazu ermutigen, euch dem Thema zu stellen. Es gibt tolle Autor:innen, die sowohl ihr Fachwissen, als auch ihre persönlichen Erfahrungen mit uns teilen und deren Arbeit wir sehr schätzen. Jede:r kann sich antirassistisch bilden und weiterentwickeln, für mehr Zusammenhalt in Vielfalt.

Wenn du jetzt offen bist und mehr wissen möchtest, dann haben wir anschließend einige Buch- und Podcast Tipps für dich:

 

Buch-Tipps

  • Alice Hasters “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten”
  • Kübra Gümüsay “Sprache und Sein”
  • Tupoka Ogette “exit RACISM”
  • Mohamed Amjahid “Der weiße Fleck”
  • Emilia Roig “why we matter”
  • Natascha A. Kelly “Rassismus. Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen!”
  • Max Czollek “Desintegriert euch”
  • Layla F. Saad “me and white supremacy. Warum kritisches Weißsein mit dir selbst anfängt”
  • Ibram X. Kendi “How to be an antiracist”

Podcast-Tipps

  • “Halbe Katoffl” mit Frank Joung
  • “Gute Deutsche” mit Linda Zervakis
  • “Feuer und Brot” mit Alice Hasters und Maximiliane Haecke
  • “tupodcast” mit Tupoka Ogette
  • “Wie kann ich was bewegen” mit Raul Krauthausen
  • “Rice and Shine” mit Minh Thu Tran und Vanessa Vu
  • “realitäter*innen” mit Gizem Adiyaman und Lucia Luciano 
  • “Statements aus Seide” mit Enissa Amani
Werde Demokratie-Verfechter:in
fürs DEMOS MAG

Du willst das DEMOS MAG unterstützen, weil guter, diverser Journalismus Dir am Herzen liegt und Du auch denkst, dass Demokratie keine Selbstläuferin ist? Dann spende einmalig mit einer eSpende oder werde Abonnent:in auf Steady.
Fördere mit uns den gesellschaftlichen Diskurs und gib mit Deiner Spende den im Mainstream unterrepräsentierten Stimmen mehr Gewicht.

Jetzt Abonnieren

Nathalie Wanzek ist Politikwissenschaftlerin und Redakteurin. Die Förderung vielfältiger Stimmen in einem demokratischen Prozess liegt ihr dabei ganz besonders am Herzen.

Hier berichtet die Redaktion vom DEMOS MAG für euch. Wir stellen Euch spannende Projekte vor, von denen wir denken, dass sie einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft und unser Miteinander leisten. Manchmal finden sich in der Rubrik auch Beiträge von Autor:innen, die namentlich nicht genannt werden wollen. Viel Spaß beim Lesen und danke für euer Vertrauen!

ZUM TEILEN