Orte des Wandels

Teil 1: Atelier Gardens, Berlin

In dieser Serie stellen wir Orte vor, an denen gesellschaftlicher Wandel passiert, erdacht, diskutiert und entwickelt wird. 

 

Von großen Stars und kleinen Häusern

Wer in Berlin Orte für gesellschaftlichen Wandel sucht, landet vermutlich nicht hier. Nicht einmal versehentlich. Mitten im tristen Gewerbegebiet im Norden Tempelhofs, nahe Neukölln. Es duftet nach Frischgebackenem, hier in der Oberlandstraße, südlich des Tempelhofer Felds. Der Geruch stammt von der großen Keksfabrik. Ihr gegenüber liegt der Eingang zu Atelier Gardens. Das muss man wissen, denn von hier sieht nichts nach natürlichem Garten oder kreativem Atelier aus. Noch nicht. Die Pläne der niederländischen Architekten Studios MVRDV sowie der britischen Landschaftsarchitekten Harris Bug Studios sehen blühende Landschaften vor, wo bislang die ehemaligen UFA-Filmstudios auf asphaltiertem Grund stehen. Hinter dem Eingang sieht es bereits anders aus: Auf dem 2,5 Hektar großen Gelände blühen die so genannten Pionierpflanzen – der Wandel zu einem grünen Campus für gesellschaftlichen Wandel ist sichtbar. Denn das sind die Atelier Gardens: Räume für Wandel, für Organisationen, Initiativen, Kulturschaffende, Aktivist:innen und alle anderen, die an einer besseren Zukunft arbeiten. Sie treffen sich hier, sie nutzen Büro- wie Außenflächen und sogar die riesigen Filmstudios, wo einst Dieter Thomas Heck die ZDF Hitparade präsentierte und später Gute Zeiten, schlechte Zeiten produziert wurde. Hier machten Joko und Klaas ihren Circus HalliGalli und lange Zeit vorher Filmlegenden großes Kino. 

Statt großem Kino begegnen uns nun Tiny Häuser auf dem Campus: von der hier ansässigen Tiny Foundation, einem Think Tank, bestehend aus Architekt:innen, Städteplaner:innen, Tischler:innen, Medienmacher:innen und Wissenschaftler:innen rund um den Architekten Van Bo Le-Mentzel. Sie stehen hier in direkter Nachbarschaft zum Taubentheater, das wiederum Heimat in einem riesigen aufgebockten Holzschiff gefunden hat. Das gefiederte Ensemble mit dem Titel „Fliegende Bühne“ lebt in dem Boot und wird vom syrischen Theaterregisseur, Autor und Schauspieler Ayham Majid Agha geleitet, dessen Diskursprogramm sich der Vereinbarkeit von Tierschutz, Kunst und einer integrativen, antirassistischen Politik widmet. Und die talentierten Tauben sind nicht die einzigen Tiere, die hier ein Zuhause gefunden haben, auch seltene Hühnerrassen und Bienenvölker tummeln sich zwischen Künstler:innen, Aktivist:innen und grünen Start-ups wie den Landwirtschafts-Unternehmen Tiny Farms oder Benoo, einem Lieferdienst für regionales, saisonales und nachhaltiges Essen. Auf dem durch und durch nachhaltigen und aufblühenden Gelände arbeiten neben „Changemakern“ auch immer noch Filmschaffende, denn die Berliner Union Film (Bufa) bleibt ebenfalls auf dem Gelände, wo sie auch mal die hier beheimateten Klimaaktivist:innen von Fridays for Future kostenlos ihr Equipment oder eines der riesigen Filmstudios nutzen lässt. Hier finden kreative und aktivistische Gewerbe zusammen und richten damit die Scheinwerfer des gesellschaftlichen Wandels auf das graue Gewerbegebiet in Berlin Tempelhof: Spot on für Atelier Gardens! 

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