Wir dürfen das nicht ignorieren!
Solidarität mit den Frauen aus Afghanistan
Nach der erneuten Machtergreifung durch die Taliban, war sich die Mehrheit der afghanischen Bevölkerung im Klaren, dass sich ihr Leben ab diesem Zeitpunkt verändern wird. Es folgten Fluchtversuche der verzweifelten Afghan:innen aus dem Land, dem ein totaler Verfall drohte. Die aktuelle Lage erscheint mehr als katastrophal. Gravierende Einschränkungen der Frauenrechte sorgen für eine besorgniserregende Entwicklung des Landes.
Die Machtübernahme
Am Abend der Machtübernahme verkündet ein Taliban-Sprecher gegenüber dem Nachrichtensender Al Jazeera, dass eine „friedliche Übergabe der Stadt Kabul zu erwarten sei“. Wird ein friedliches Weiterleben gewährleistet sein oder wird Krieg und Chaos die Afghan:innen ein Leben lang begleiten? Mit welch einer Unruhe und Panik die Afghan:innen den Regimewechsel ablehnten, zeigten die erschütternde Bilder und Videos der darauffolgenden Stunden. Fluchtszenen der ängstlichen Bürger:innen prägten zu diesem Zeitpunkt die Medienagenda. Evakuierungsflugzeuge die aus Kabul starteten, waren überfüllt, während weitere tausende von Menschen den Flughafen belagerten und den Katastrophen die im Land warteten, entkommen wollten. Flüchtende klammerten sich erfolglos an das Fahrgestell der abhebenden Maschine und stürzten metertief in den Tod.
Die Situation danach: Bildungsverbot für Frauen
Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 war sich die weltweite Bevölkerung bewusst, dass nun eine ungewisse Zukunft für die Menschen in Afghanistan beginnt. Es folgte eine enorme Einschränkung der Frauenrechte, seitens der radikalen Taliban. Erst wurden sie aus den öffentlichen Parks verbannt, anschließend folgten erschütternde Schlagzeilen innerhalb der Medienlandschaft. Die Taliban hat den afghanischen Frauen, bis auf Weiteres die universitäre Bildung untersagt. Die verbannten Studentinnen, träumen unteranderem von einer medizinischen oder juristischen erfolgreichen Zukunft. Beim Anblick der Videos und Bilder der vollkommen aufgelösten junger Frauen, zerreißt es mir das Herz. Wie kann die Taliban mit solch einer Ungerechtigkeit durchkommen? Seit der Machtübernahme im August letzten Jahres, haben sich die Frauenrechte in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Der nun fehlende Zugang zur Bildung der jungen Afghaninnen, ist zu kritisieren. Diese entsetzliche Situation, der die Studentinnen ausgesetzt sind, darf nicht weiterhin nur mit bloßem Auge beobachtet werden. Der respektlose Umgang und der Raub des Grundrechts – das Recht auf Bildung, der afghanischen Frauen gehören scharf verurteilt. Durch diesen beschämenden Beschluss der rechtsradikalen Taliban, wird nicht nur ein Menschenrechtsgrundsatz verletzt, sondern auch eine elementare Leitlinie des Islams.
Diese besagt, wer eine Tochter gut aufzieht und ihr eine gute Bildung und Erziehung angedeihen lässt, erwirbt dadurch das Paradies. Die Verwehrung zum grundlegenden Wissenserwerb, verstößt drastisch gegen die islamischen Grundsätze und kulturellen Werte. Das Streben nach Wissen und Mitgestaltung der gesellschaftlichen Prozesse, ist für muslimische Frauen nicht nur heute von Relevanz.
Bereits die Geschichte zeigt, welches Engagement muslimische Frauen für die Förderung von Wissensprozessen und der Bildung geleistet haben. Eine besondere Rolle und Vorbildfunktion nimmt Fatima al-Fihri ein. Als Muslima gründete sie im marokkanischen Fès die Moschee al-Qarawiyīn mit religiöser Schule, die heute eine Universität ist und als älteste noch genutzte Bildungseinrichtung der Welt gilt. Sie trug damit nicht nur zu wissenschaftlichem Fortschritt bei, sondern prägte einen kulturellen und intellektuellen Rahmen für die Zukunft.
Oppositioneller Druck steigt nach dem Beschäftigungsverbot für Frauen
Es bleibt nicht nur bei dem Hochschulverbot. Weitere drastische Einschränkungen der Lebensrealität vieler Frauen folgen. Alle Hilfsorganisationen im Land wurden dazu angewiesen, weiblichen Mitarbeiterinnen aus dem Land eine Weiterbeschäftigung zu untersagen. Erste oppositionelle Stimmen erheben sich letztendlich nach diesem weiteren massiven Einschnitt. Nabila Massrali die EU-Kommissionssprecherin verurteilte das jüngste Verbot der Taliban aufs schärfste, da es sich um einen klaren Bruch der humanitären Grundsätze handle. Das die verhängten Verbote weder islamisch noch menschlich seien, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Er und die G7-Außenminister (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan und die USA) forderten die Taliban per sofort auf das Verbot aufzuheben und den möglichen Schaden für die Frauen nicht außer acht zu lassen.
Nach den mündlichen Forderungen, stellt sich die Frage welche weitere Vorgehensweise für den Westen die korrekte ist? Im ersten Moment scheint die schlüssigste Konsequenz zu sein, alle Kooperationsprojekte mit Afghanistan einzufrieren um somit der Taliban die bisher geleistete Unterstützung zu entziehen. Es ist notwendig der Taliban aufzuzeigen, dass die frauenverachtenden Verbote definitiv die rote Linie überschritten haben. Wird die Taliban durch den Einsatz dieses Druckmittels ihre Ideologie zurückfahren und die Entscheidungen zurücknehmen? Das erhofft sich auf jeden Fall der Westen. Die Beteiligten dürfen auf keinen Fall vergessen, dass Afghanistan zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Die Mehrheit der rund 32 Millionen Einwohner:innen, lebt jetzt schon bereits am Existenzminimum. Armut, Hungersnot und die medizinische Versorgung suchen das Land heim und werden durch die Streichung der internationalen Hilfsgelder die wirtschaftliche Lage Afghanistans in den Abgrund drängen. Aus politischer Sicht mag es falsch sein, die Hilfeleistungen aufrechtzuerhalten. Doch aus humanitärer Sicht ist es absolut notwendig.
Es braucht eine dauerhafte Berichterstattung
Als Arbeiterkind, hatte ich als Muslima das Privileg eine universitäre Bildung zu genießen. Das stolze Gefühl ein Hochschulabschluss-Zeugnis in den Händen zu halten, ist unbeschreiblich. Dieses Gefühl des Stolzes und die die letzte Hoffnung wurde nun den jungen Frauen genommen. Doch sie verstummen nicht. Die ersten wütenden Studentinnen protestieren gegen den verletzenden Beschluss und gehen auf die Straße. Sie stehen kämpferisch für ihre Rechte ein und verdienen Solidarität! Dieser Tiefpunkt betrifft nicht nur die Frauen in Afghanistan, sondern ist gegen die ganze Menschheit gerichtet. Dieser Angriff darf nicht unbeantwortet bleiben. Die internationale Gemeinschaft muss hier an einem Strang ziehen und darf nicht weiter zusehen, wie Frauen aus der öffentlichen Teilhabe des Lebens verbannt werden. Die Taliban muss hier zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist definitiv nicht zielführend, nur am Ereignistag vom Geschehen zu berichten, sondern es müssen dauerhafte Alarmsignale gesendet werden. Insbesondere Frauenrechtsorganisationen außerhalb Afghanistans sollten sich nun engagieren und ihre Stimmen gegen dieses widerwärtige Unrecht erheben. Dass die Zukunft von Million junger Frauen nicht in den Schatten geworfen werden darf, hat das Nachbarland Iran bereits erkannt. Das Budget für Stipendien soll angehoben werden, um afghanischen Studentinnen einen Lichtblick zu geben und ihnen somit einen Zugang zu universitären Einrichtungen zu ermöglichen. Die jungen Frauen, brauchen ihre Zukunftsperspektive zurück und das sofort!
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