Magazin For our Planet

Ein Magazin für unseren Planeten

Die Nachhaltigkeitsexpertin Tanja Ferkau im Interview

Dass wir unser Leben so nicht weiterführen können, ohne den Planeten und unser Miteinander zu ruinieren, ist den meisten wohl bewusst. Aber wo fängt man selbst an? An welchen Schrauben dreht man? Im Magazin „For our Planet“ werden Menschen gezeigt, die den Wandel hin zu einem nachhaltigen Leben bereits gemeistert haben und die damit Vorbild für andere sind. Dazu gibt es Lifehacks und Tipps, die helfen, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen. Wir haben Tanja Ferkau, die die Redaktion von For our Planet leitet, zum neuen Magazin befragt.

Frau Ferkau, warum brauchen wir so ein Magazin? Ist nicht längst bei allen angekommen, dass sich etwas ändern muss?

Bei vielen Menschen ist angekommen, dass sich etwas ändern muss – aber nicht bei allen. Darüber hinaus reicht es nicht zu wissen, dass sich etwas ändern muss, ohne zu wissen, wie man das überhaupt anstellen soll. Mit unserer Wirkungslogik „ask, act, change“ nehmen wir die Menschen an die Hand, indem wir Fragen stellen und informieren, inspirierende Persönlichkeiten vorstellen und konkrete Handlungstipps aufzeigen, die man einfach in den Alltag integrieren kann. So werden die Leser*innen des FOP-Magazins inspiriert und leisten gleichzeitig einen direkten Impact. Denn das ist es, worauf es uns beim For our Planet ankommt – wir wollen nachhaltigen Impact schaffen, der wirklich etwas verändert.

Aber ist es nicht so, dass man mit derartigen Magazinen und Büchern eigentlich nur die erreicht, die sowieso schon auf dem „richtigen" Weg sind? Oder wie habt Ihr Eure Zielgruppe definiert?

Um nachhaltigen Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben, ist es unumgänglich, dass alle Teile der Gesellschaft mitbedacht und zum Mitmachen angeregt werden. Dementsprechend breit und divers ist auch unsere Zielgruppe. Um möglichst viele zu erreichen, müssen wir auf der einen Seite diejenigen ansprechen, die sich schon länger & intensiver mit dem großem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Porträt Tanja Ferkau, Frau mit blonden Haaren
Tanja Ferkau ©fortheplanet // Oben: Magazine For our Planet

Deswegen haben wir einen äußerst hohen Qualitätsanspruch an redaktionelle Inhalte des Magazins, aber auch an Kooperationen und Vermarktungspartner, um eine neue Messlatte in Sachen Nachhaltigkeit zu setzen.

Auf der anderen Seite wollen wir diejenigen mitnehmen, für die Nachhaltigkeit bisher noch keine große Rolle gespielt hat. Daher sind all unsere Themen mit einer positiven Grundstimmung hinterlegt. Anstatt Nachhaltigkeit mit Verzicht, Enthaltsamkeit und Tempolimit zu assoziieren, ist FOP fröhlich, zugänglich und leicht. Mit dieser Kombination erhoffen wir, einen großen Teil der Gesellschaft erreichen zu können. Denn nur in der Breite schaffen wir echte Veränderung.

 

„Doch sollen wir jetzt den Kopf

in den Sand stecken

und darauf warten,

dass die Politik endlich aufhört

rumzutrödeln?“

Auf der Webseite steht, dass die Redaktion Konsum als gleichwertigen Hebel zu Politik sieht. Ist das nicht aber genau das, was man der Politik vorwerfen kann, dass sie die eigene Handlungsunfähigkeit auf die Verbraucher*innen abwälzt?

Dass die Politik nicht schnell genug und zu inkonsequent handelt, ist ihr sicherlich vorzuwerfen. Doch sollen wir jetzt den Kopf in den Sand stecken und darauf warten, dass die Politik endlich aufhört rumzutrödeln? Oder wollen wir selbst aktiv werden und laut & fordernd die Politik vor uns hertreiben, indem wir Konsumentscheidungen auf einen nachhaltigen Wandel hin ausrichten? Ich bin für zweiteres. Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel. Wenn die Politik zu langsam ist, müssen erst wir uns ändern, dann zieht die Wirtschaft hinterher, und hoffentlich stellt dann auch die Politik regulatorisch die richtigen Weichen für nachhaltige Veränderung.

Können Sie uns etwas mehr zum Konzept von "For our planet" sagen?

Der Aufbau des Magazins entspricht dem Dreiklang von For Our Planet ASK ACT CHANGE. Dieser an die Wirkungslogik angelehnte Dreiklang zieht sich durch all unsere Maßnahmen. ASK: Wir stellen die relevanten Fragen von heute für ein besseres Morgen. ACT: Wir zeigen die großen und kleinen Helden der Veränderung und geben – auch neuen – Rolemodels eine Bühne. CHANGE: Wir tauchen ein in die Lebenswelten der Menschen und zeigen Produkt- und Verhaltens-Alternativen auf, die unser aller Leben nachhaltiger und somit lebenswerter machen. Und ganz wichtig: Wir zeigen, wie viel Freude und Spaß nachhaltiger Lifestyle bringt.

Das Magazin ist ein wesentlicher Bestandteil von For Our Planet. Darüber hinaus gibt es noch diverse weitere Kanäle, wie z.B. LinkedIn oder Instagram und im nächsten Juni auch eine große Nachhaltigkeits-Konferenz.

Zu Ihnen persönlich. Sie sind auf vielen Ebenen engagiert, mit der IMPCT gGmbH bringen Sie Projekte auf den Weg, die den Wandel voranbringen sollen. Verzweifeln Sie manchmal, wenn Sie sehen, wie langsam das alles geht und wie uns buchstäblich „die Felle wegschwimmen“?

Es ist nicht einfach – das stimmt. Vieles ist langsam, aber immerhin geht es voran und ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Ich merke, wie immer mehr engagierte Menschen vorangehen und wirklich etwas bewegen wollen. Als ich 2017 die gemeinnützige Plattform IMPCT gegründet habe, war Nachhaltigkeit ein Nischenthema, heute hat es einen deutlich höheren Stellenwert. Reichen unsere heutigen Aktivitäten in Intensität und Timing? Auf keinen Fall – in Punkto Kipppunkte und Erreichung der SDGs müssen wir noch deutlich zulegen. Aber Optimismus ist Grundvoraussetzung zu tun, was wir bei IMPCT tun. Wir müssen gemeinsam daran glauben, dass wir die multiplen Krisen unserer brennenden Welt lösen können. Und ja, wir können es.

Was motiviert Sie?

Mein Sohn, meine Familie, meine Freunde und dieser wunderschöne Planet, der es mehr als wert ist, sich dem Aufhalten seiner Zerstörung komplett zu verschreiben. Und mich motivieren die vielen wundervollen Menschen, die alle am selben Strang ziehen – über sämtliche Länder- und Altersgrenzen hinweg. Gefühlt sind wir viele und wir werden immer mehr!

Was ist das, was jede*r sofort umsetzen kann? Im Hier und Jetzt, und was eine Verbesserung bewirkt?

Sich fragen, wo der eigene Hebel ist. Was kann ich beitragen? Recyceln? Meine Organisation auf nachhaltig umstellen? In die Politik gehen? Es gibt viele Ansatzpunkte und noch mehr Hebel.

Und bewusst machen, was der jeweilige negative Impact ist – also z.B. Fleisch, Mobilität, heizen und aber auch, wie viel konsumiere ich generell? Sich bewußt dafür oder dagegen entscheiden. Offen sein für spannende Anregungen und Inspirationen und dann darüber nachdenken, was es für einen persönlich an Alternativen gibt, die meistens sogar besser sind und oft ganz viel Freude machen. Einfach mal second hand kaufen, festes Shampoo ausprobieren oder mit Milchersatzprodukten kochen.

Können Sie uns eins von Ihren Lieblingsprojekten verraten, die IMPCT in letzter Zeit gefördert hat?

Eines meiner Lieblingsprojekte ist nach wie vor das Löwenhaus, das Kindern & Jugendlichen aus herausfordernden sozialen Umfeldern eine Zukunftsperspektive durch Persönlichkeitsentwicklung und Schulsupport bietet und ihnen dadurch gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Hauptthema des Jahres 2023 wird Nachhaltigkeit sein. Parallel arbeiten wir an einer App, die es Einrichtungen wie dem Löwenhaus ermöglichen wird, ihre Angebote ins Digitale zu verlängern.

Ihre Vision?

Eine orts- und Generationen-gerechte Welt – eine Welt, die bunt, vielfältig, grün und lebenswert ist und in der unsere Kinder all das erleben können, was unsere eigene Kindheit & Jugend geprägt hat.

Vielen Dank, Frau Ferkau!

Das Magazin For our Planet ist noch eine Woche im Handel, die nächste Ausgabe erscheint im Mai 2023.

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